Eselsweg: Von Heigenbrücken nach Weibersbrunn


Heute früh bekam ich ein wundervolles Frühstück serviert. Nicht so wundervoll wie die Tage zuvor, aber immer noch sehr gut. Versteht mich nicht falsch, die Auswahl war riesig. Aber genau das macht es ein wenig zu professionell. Wie auch immer, ich durfte mir Brote und ein Ei einpacken. Und geschlafen hatte ich lange und tief und gut. Der Franzbranntwein hatte meinen schmerzenden Muskeln sehr gut getan. Die Wirtin hatte mir gestern Abend noch meine Wäsche gewaschen, heute Früh kriegte ich sie zurück: Es fehlte eine Hose, zwei Hemden, zwei Unterhosen und zwei Paar Socken, aber es fand sich nach und nach alles an. Die Wirtin bot an, mich auf den Berg zu fahren, aber um den Berg zu ersteigen war ich ja hergekommen.

Solche Relikte alter Bäume finden sich überall entlang des Eselswegs

Hätte ich geahnt, was auf mich zukommt, ich hätte es vielleicht doch angenommen. Schon der erste Kilometer ging steil bergauf. Steil? Nein, steiler. Ich war fix und fertig und vollkommen durchgeschwitzt, als ich oben angelangt war. Wenn ich meinem GPS-Tracking glauben darf, ging es während des ersten Kilometers insgesamt 105 m aufwärts – davon kamen sicherlich 80 Höhenmeter auf ein nur 200 m langes Stück. Es war wirklich fies.

Schöne Aussicht ins Tal hinter Heigenbrücken
Schöne Aussicht ins Tal hinter Heigenbrücken

Doch einmal oben angekommen, entschädigte der Blick ins Tal doch für vieles. Hier hat der Spessartbund sein Ehrenmal errichtet und die Abraumhalde eines ehemaligen Steinbruchs sorgt – selten genug – für einen freien Blick ins Tal.

Da war es schon kalt, aber ich konnte noch lachen.
Da war es schon kalt, aber ich konnte noch lachen.

Heute ließ ich es ruhig angehen. Ich wusste, dass ich nur ungefähr 17 km vor mir haben würde und brauchte mich darum nicht zu beeilen. Es würde also eine Art Spaziergang werden. Zumindest hatte ich mir das so vorgestellt. Es kam etwas anders, doch der Reihe nach.

Es war recht frisch und auch der Wetterbericht sagte nichts Gutes voraus. Es sollte trüb und nur 13° warm werden. Daher hatte ich mich heute Morgen gleich einigermaßen warm angezogen, nämlich mit einem kurzen Wanderhemd und meiner winddichten Fleecejacke. Um den Kopf hatte ich mein bewährtes Shemagh gewickelt. Doch von dort nahm ich es schon bald wieder runter und wickelte es mir um den Hals. Stattdessen setzte ich meinen Hut auf. Denn es wurde kalt. Ziemlich kalt. Schließlich zog ich mir auch noch meine Handschuhe an. Trotzdem fror ich noch.

Wunderschöner Laubwald erstreckt sich entlang des Eselswegs.
Wunderschöner Laubwald erstreckt sich entlang des Eselswegs.

Und von wegen Spaziergang: Ständig ging es steil bergauf und steil bergab. Das strengte ganz schön an. Aber immerhin war es fast überall richtig schön, denn endlich war ich in Buchen- und Eichenlaubwald. Nur noch vereinzelte Fichten standen herum. Auch die Wege waren schön, denn ich musste kaum auf Forstwegen wandern. Ab und zu allerdings musste ich eine Landstraße überqueren. Und an einer Landstraße machte ich auch Mittagspause. Ich aß meine Brote und mein Ei, aber mir wurde so entsetzlich kalt, dass ich schon nach 20 Minuten weitergehen musste, um mich durch körperliche Betätigung warm zu halten.

Hätte ich nicht solchen Respekt vor dem Fuchsbandwurm, könnte ich mich von morgens bis abends durchfressen.
Hätte ich nicht solchen Respekt vor dem Fuchsbandwurm, könnte ich mich von morgens bis abends durchfressen.

An einem Punkt wurde es so schlimm, dass ich mir wirklich überlegte, die goldene Rettungsdecke aus meinem Erste-Hilfe-Paket herauszunehmen, um mich darin einzuwickeln. Doch ich ließ es dann doch bleiben.

Das ist mal ein gefallener Baum.
Das ist mal ein gefallener Baum.

Der Eselsweg war heute wieder exzellent ausgeschildert, nur an zwei Stellen gab es leichte Verwirrung meinerseits. Einmal fand ich dann das Schild, das zweite Mal leider nicht. Dort, kurz vor meinem Zielort Weibersbrunn, endete der Eselsweg auf einem Parkplatz direkt an der Straße, und so ging ich an der Landstraße weiter.

Plötzlich tritt man in einen Düsterwald ein.
Plötzlich tritt man in einen Düsterwald ein.

Ich hatte telefonisch in der Pension Burger gebucht. Die fand ich dann auch, betrat den Gastraum und mir schlug eine Wolke schlechter Luft entgegen. Kalte Asche. Igitt, dachte ich, wird hier etwa geraucht?

Die Pension Burger. Macht nen Bogen drum.
Die Pension Burger. Macht nen Bogen drum.

Und damit endet mein Beitrag zum heutigen Tage, denn dieser Pension möchte ich keinen weiteren Platz in meinem Blog einräumen. Bei Google habe ich sie schon bewertet. Ich bin froh, wenn ich hier morgen wegkomme.


Eine Antwort zu “Eselsweg: Von Heigenbrücken nach Weibersbrunn”

  1. Toll Gero, dass du schon so weit gekommen bist! Ich wünsche dir, dass das wärmere Wetter auch bei dir ankommt! Sonst musst du in Berchtesgaden im Bett liegen, und Katja und Adrian müssen alles allein unternehmen. Das wäre schade! Weiterhin gute Wege und sooo gute Leistungen! Mutti